Tartu- me tuleme!
Ihr wisst nicht, was die Überschrift bedeutet? Es ist estnisch und heißt: „Tartu- wir kommen!“, denn nach vielen Jahren des Schweigens wurde sie endlich wieder belebt- die Schulpartnerschaft zwischen der Karlova-Schule aus Tartu, Estland, und dem CWG Aue. Vor zwei Jahren versuchten beide Seiten, wieder Kontakt aufzunehmen, erst einmal mittels Mail. Da die estnische Schule schon Erfahrungen im europäischen Schüleraustausch innerhalb des Erasmus-Plus-Programmes hatte, konnten wir uns einfach anschließen und davon profitieren. Relativ schnell wurde beschlossen, dass die Verantwortlichen der Karlova-Schule ein Projekt schreiben und uns im Frühjahr 2025 besuchen sollten. Der europäische Gedanke des Austausches steht dabei natürlich im Vordergrund, das Thema lautete: „Europäische Zusammengehörigkeit – Identität und Kulturerbe“.
Und nun können wir schon zurückblicken auf diese ereignisreiche und interessante Woche im März, an deren Ende viele unserer Schülerinnen und Schüler fragten: „Wann fahren wir nach Tartu?“
Aber von Anfang an: Nach 1650 km Busfahrt durch Lettland, Litauen und einer Übernachtung in Polen kam die Gruppe am Samstag, dem 15. März, in der Naturherberge in Affalter an. Dort sollte ihr Domizil für die kommende Woche sein.
Schon am Sonntag konnten einige von uns den 26 estnischen Jugendlichen und fünf Begleitpersonen Aue zeigen. Dafür hatten einige Schülerinnen und Schüler der achten Klasse eine Stadtrallye entwickelt und aufgeteilt in zwei Gruppen ging es kreuz und quer durch unsere Stadt mit Informationsstopps, zum Beispiel an der Nicolaikirche oder an der ehemaligen Wellner-Fabrik. Am Nachmittag feuerten wir als Ehrengäste die Handballer des EHV Aue an.
Schulstart am Montag: Viele unserer Schüler warteten schon gespannt auf die Gäste, die in der Aula vom Schulleiter Herrn Wolter herzlich begrüßt wurden, der Chor und die Bläsergruppe begleiteten den Empfang musikalisch. Aber wir konnten auch der estnischen Gruppe lauschen. Begeisterung löste vor allem die Darbietung der Volkstanzgruppe aus.
Gleich an diesem Montag präsentierten Schülerinnen und Schüler aus beiden Ländern ihr Wissen zum Thema UNESCO Weltkulturerbe. Zum Abschluss dieses Tages wurde es sportlich und genussreich. In der Turnhalle fanden sich einige sportbegeisterte Jugendliche unserer Schule, die gemeinsam mit den Esten Volleyball und Basketball spielten. Beim anschließenden Verzehr von Rostern und kleinen Snacks wurde lebhaft erzählt und erste Freundschaften geknüpft.
Im weiteren Verlauf der Woche waren die estnischen Schüler am Vormittag in den Klassen 7-9 unterwegs, um, aufgeteilt in kleine Gruppen, über ihre Schule und ihr Land zu berichten. Aufhorchen ließ bei unseren Schülern der Fakt, dass Estland ein digitales Land ist, in dem es überall frei zugängliches Internet gibt sowie schon lange das digitale Noten- und Klassenbuch. Freude bereitete das gemeinsam gesungene Lied „Kauges külas“.
Die Nachmittage waren gefüllt mit Ausflügen: am Dienstag ins Besucherbergwerk Markus-Röhling-Stolln nach Annaberg und in das Zeiss-Planetarium und Sternwarte Schneeberg, am Mittwoch in die Kulturhauptstadt 2025 nach Chemnitz und am Freitag nach Karlovy Vary. Ein Ganztagsausflug nach Leipzig am Donnerstag stand unter dem Zeichen, die Musikerbestätten Leipzigs näher kennenzulernen.
Emotional wurde es am Freitag bei der Verabschiedung unserer Gäste in der Aula. Zu einem Highlight avancierte ein estnisches Lied, das einige Klassen gemeinsam mit Frau Olschewski spontan in der Woche einstudiert hatten und auf der großen Bühne präsentierten. Und wir konnten nicht nur nochmals die estnischen Lieder und Tänze genießen, sondern ein gemeinsamer Tanz mit vielen Freiwilligen aus dem Publikum wurde zum Höhepunkt des Abschlussprogramms.
Schließlich war die Zeit des Abschieds gekommen. Es wurde sich herzlich umarmt und einige Tränen flossen. Die Frage: „Wann fahren wir nach Tartu?“ kann zwar noch nicht terminlich beantwortet werden, aber auf alle Fälle muss nach der Begeisterung auf beiden Seiten konstatiert werden, dass es einen Gegenbesuch geben wird. Der europäische Austausch lässt uns Erfahrungen sammeln, zu neuen Einsichten gelangen, unbekannte Horizonte entdecken und Vielfalt erleben.
So können wir hoffentlich bald verkünden: „Tartu- me tuleme!“